Als ich mich kurz vor dem Jahreswechsel für die fünfte Austragung des Race Through Poland anmeldete, war ich mir nicht sicher, ob ich tatsächlich in der Lage sein würde zu starten. Der frühe Termin am 20.05.2023 erschien mir angesichts der damaligen körperlichen Verfassung viel zu nahe. Dennoch war es mir sehr wichtig, sich für das RTPL zu registrieren, um ein konkretes Ziel vor Augen zu haben, und als zusätzliche Motivationshilfe. Das gesamte Winterhalbjahr verlief in mentaler und physischer Hinsicht geradezu katastrophal. Unfälle, Verletzungen, OPs, Beschwerden, Schmerzen und anhaltendes Mistwetter. Ungeachtet dessen blieb das Ziel stets unverändert bestehen. Am Start stand ich letztlich von so vielen Unsicherheiten geplagt, wie selten zuvor. Einerseits gewillt ein Rennen zu fahren, sowie die damit verbundenen Entbehrungen auf mich zu nehmen, und andererseits arrangierte ich mich mit dem Gedanken falls erforderlich in den kontemplativen Modus zu schalten, wie es mir ein Freund im Vorfeld nahegelegt hatte. Ob mein Köper die Belastung überstehen würde, wusste ich ohnehin nicht.
Die diesjährige Start- und Ziellocation war das Berghotel PTTK Przysłop am Fuße von Barania Góra, unweit von Wisła im Süden Polens. Somit war die Anreise mit einem gewissen logistischen Aufwand verbunden, zumal das Hotel nur per Rad (oder zu Fuß) zu erreichen ist. Vom nächsten Bahnhof zum Start waren es noch immer etwas mehr als 12 km, und beinahe 500 Höhenmeter. Einen Teil davon bewältigte ich am Anreisetag, und den Rest am darauffolgenden Tag des Starts. Um 16:30 Uhr sollte es losgehen, also blieb ausreichend Zeit für die ausgiebige Nahrungsaufnahme, sowie für Tratsch mit guten Freunden und Bekannten.
Erneut hatte sich beachtliche Konkurrenz eingefunden, und meine Taktik stand fest. Angesichts des zu fahrenden Streckenprofils, der extrem schweren Pflichtabschnitte (Parcours), und der Tatsache, dass meine Form nicht auf dem Niveau des Vorjahres stand, plante ich das Race Through Poland defensiv anzugehen. Zudem setzte ich, wie üblich auf ein minimalistisches – möglichst leichtes – Radsetup, sowie auf die Minimierung der Standzeit und die Maximierung der Effizienz.
Massenstart, und zur Begrüßung erst einmal eine Abfahrt bevor sich uns die ersten Rampen in den Weg stellten.
Auf dem Start-Parcours, der nahtlos in den Parcours 1 überging ließ ich also nach den ersten Kilometern Paweł Pieczka (Cap Nr. 2), den Gewinner der beiden ersten Austragungen des RTPL, vorbeiziehen. Ich gewährte ihm 15 bis 50 m Abstand und übte mich in Geduld. Als wir auf dem Parcours 1 ankamen, gesellte sich zwischendurch Martin Haubold (Cap Nr. 4) zu mir, wobei wir uns im folgenden Gravel-Abschnitt verloren. Kurz darauf versteuerte sich Paweł in einer Abfahrt. Ich fuhr vorbei und startete wenig später als Erster in den Anstieg zum Kontrollpunkt 1 (CP1) Lysá hora in Tschechien. Mir gefiel die Idee, sich am CP1 als Erster den Stempel für die Brevetkarte zu sichern. Am CP1 angekommen waren die ersten 90 Kilo- und 2700 Höhenmeter in weniger als 4 Stunden erledigt. Etwas überrascht war ich, als Wojciech Bystrzycki (Cap Nr. 20) am CP1 ankam. Ich erwartete eigentlich, dass Paweł oder Martin als nächstes aufschlagen.
CP1 in Sichtweite, obwohl es hier oben etwas trüb war.
In der Abfahrt vom CP1 kamen mir zahlreiche Mitstreiter entgegen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Abstände noch recht überschaubar. Inzwischen war ich im Nachtfahrtmodus, musste mich aber noch für die bevorstehenden dunklen Stunden an einer Tankstelle in Ostrava mit Vorräten eindecken. Für einige Zeit sah ich weit und breit keine weiteren Fahrer, und bewegte mich zügig aber kontrolliert Richtung Nord-Westen, Richtung Kontrollpunkt 2. Nach und nach zog Nebel auf, der stetig dichter wurde. Immerhin bewegten sich die Temperaturen noch im erträglichen Bereich. Gegen 2:30 Uhr bei Nysa holte mich Paweł Pieczka (Cap Nr. 2) ein. Erneut kam die defensive Taktik zum Zug. Ich ließ ihn überholen, gewährte ihm 50 bis 100 m Vorsprung und blieb dran. Etwa 45 Minuten nach unserer nächtlichen Begegnung, noch immer im dichten Nebel, musste Paweł stoppen. Ich dachte in dem Moment es wäre nur ein Toilettenstop, erfuhr aber im Nachhinein, dass er sich dort einen Platten eingefangen hatte. Hier übernahm ich die Führung. Wie sich herausstellen sollte eine Führung, die ich nicht mehr abgeben sollte. Die restliche Nacht blieb ereignislos und neblig. Als ich kurz vor 9 Uhr den Beginn des Parcours 2 (südlich von Jelenia Góra) erreichte, kündigte sich ein angenehmer Frühlingstag an. Endlich wärmte wieder die Sonne während sich der Nebel auflöste. Gleichzeitig wusste ich, dass es jetzt extrem fordernd wird. Zunächst stand der Spindlerpass (polnisch Przełęcz Karkonoska) auf dem Programm, der gemeinhin als schwerster Anstieg Polens bezeichnet wird. Insbesondere auf der zweiten Hälfte weist dieser 10 km lange Anstieg Steigungsprozente jenseits von 15%, stellenweise bis an die 20%, auf. Juhu, und das nach mehr als 400 „Aufwärm“-Kilometern. Die Auffahrt war erwartungsgemäß hart, aber dafür entschädigte die hervorragende Abfahrt auf der südlichen, tschechischen Seite. Dort ging die Schwerstarbeit nahtlos weiter, da der Parcours satte 2700 Höhenmeter auf einer Länge von 79 km zu bieten hatte. Nach einigem auf und ab stand der nächste Hammer bevor, diesmal der schwerste Anstieg Tschechiens – Modré Sedlo. Erneut standen für gefühlte Ewigkeiten Steigungsprozente von 15 bis 20% auf der Uhr, und zwar bei einsetzendem Regen. Dennoch konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich am höchsten Punkt den Fotografen Adrian, in den verbleibenden Schneeresten wartend, sitzen sah. Im nahegelegenen Hotel Luční bouda holte ich mir sogleich den hochverdienten zweiten Stempel für die Brevetkarte. Meine Sorge, dass es hier oben anfangen würde zu schütten war unberechtigt. Es blieb lediglich bei wenigen Tropfen während der Auffahrt. Trotzdem sah ich zu, schnellstmöglich wieder vom Berg herunterkommen, anstatt auf die nächste Regenwolke zu warten. In der Abfahrt kamen mir vier RTPL-Fahrer entgegen, die den Großteil der Schinderei noch vor sich hatten – Martin Haubold (Cap Nr. 4), Krystian Jakubek (Cap Nr. 3), Wojciech Bystrzycki (Cap Nr. 20), und Paweł Pieczka (Cap Nr. 2). Im weiteren Rennverlauf bekam ich keinen der Kollegen mehr zu Gesicht.
kurz vor dem CP2 – Modré Sedlo mit Überresten aus dem Winter.
Im Folgenden stand eine mehr als 500 km lange Überführungsetappe in Richtung CP3, bzw. in Richtung des dazugehörigen Parcours, an. Erst geriet ich in einen intensiven Regenschauer, und nur wenige Stunden später schwitzte ich bei kräftigem Sonnenschein mächtig aufgeheizter Umgebungsluft. Die Temperaturen bewegten sich in einem Bereich, mit dem ich üblicherweise bestens zurechtkomme. An diesem Tag war es mir jedoch eindeutig zu warm. Das lag definitiv daran, dass ich die Vorbereitung vorwiegend bei meist kühlen Temperaturen und zahlreichen Niederschlägen absolviert hatte. Der Körper hatte bislang keine Gelegenheit, um sich an sommerliche Bedingungen anzupassen. Im Großen und Ganzen kam ich dennoch ganz gut voran. Kurz nach 22 Uhr tätigte ich erneut einen Großeinkauf an einer Tankstelle in Prostějov, sodass es in die nächste Nacht hineingehen konnte. Auf dem Weg Richtung Slowakei unterlief mir jedoch leider ein vermeidbarer Fehler. Hinter dem Ort Kojetín zweigte ich an einem Kreisverkehr in Richtung Bezměrov ab. Natürlich war es inzwischen dunkel, aber dennoch erkannte ich, dass die Straße ab dem Kreisverkehr mit [ 47 ] nummeriert war. Beim RTPL sind Hauptverkehrsstraßen (in Tschechien die mit 1 oder 2 Ziffern) zu vermeiden, und dürfen lediglich auf weniger als 1 km (in der Slowakei weniger als 2 km) befahren werden. Ungläubig prüfte ich die Route auf dem Navigationsgerät, da ich eigentlich davon überzeugt war, dass meine Routenplanung 100%-ig korrekt war. Die Route verlief über eine längere Distanz auf der offensichtlich unzulässigen [47], und ich verstand nicht ganz, wie mir dieser Fehler bei der Routenplanung unterlaufen konnte. Bei nächster Gelegenheit hielt ich an, plante die Route um, und stellte leider fest, dass ich die [47] leider für 1,2 km befahren hatte. Somit handelte ich mir eine völlig unnötige Zeitstrafe* ein.
* Die offizielle Ergebnisliste samt etwaigen Zeitstrafen wurde noch nicht veröffentlicht. Mir wurde jedoch bereits signalisiert, dass die Zeitstrafe für den oben beschriebenen Fehler lediglich symbolisch ausfallen wird. Einen Zeitvorteil hatte ich nicht erlangt, zumal ich nach dem Erkennen des Fehlers zum genannten Kreisverkehr zurückkehrte, bevor ich meiner umgeplanten Route folgte.
Verärgert über mich selbst fuhr ich weiter in die Nacht hinein, während der Wildwechsel zunahm. Vorwiegend handelte es sich um kleineres Getier, und erfreulicherweise war der Abstand zu mir in den meisten Fällen ausreichend groß, sodass keine wilden Ausweichaktionen erforderlich waren. Dennoch kostete das Fahren mit erhöhter Wachsamkeit viel Energie, und es war allmählich Zeit für eine Schlafpause. Gegen 2:30 Uhr entdeckte ich nach 816 gefahrenen Kilometern im Ort Nivnice einen Spielplatz, auf dem ich mich niederließ. Nach erledigter Körperhygiene legte ich mich hin, und stellte den Timer auf 45 Minuten. Leider mischte mich zwischendurch ein neugieriger Igel auf, den ich vor dem Weiterschlafen verscheuchten musste. Als ich wieder auf dem Rad saß, hatte ich gewisse Startschwierigkeiten. Es war noch dunkel, ich war müde, und der Körper ausgekühlt. Kein ideales Szenario. Schon bald erreichte ich die Grenze zur Slowakei. Obwohl inzwischen die ersten Sonnenstrahlen durchblitzten, und ich einen hervorragenden ausgebauten Radweg Richtung Trenčín erreichte, stotterte der Motor noch immer.
Somit kam es mir ganz gelegen, dass ein kleiner Lebensmittelladen (Potraviny) auf dem Weg lag, den ich für den morgendlichen Einkauf nutzte. Nun kam ich allmählich wieder auf Betriebstemperatur, erst recht nach der Überwindung eines Anstiegs mit hochprozentigen Rampen hinter Trenčín. Erneut wurden mir die hohen Temperaturen im Verlauf des Tages etwas zu viel des Guten. Obwohl das Thermometer keine erschreckenden Extremwerte anzeigte, fühlte es sich an wie Hitze im Hochsommer. Die Routenplanung zwischen CP2 und CP3 stellte im Vorfeld eine knifflige Aufgabe dar, insbesondere im Hinblick auf die Regelung bzgl. der Hauptverkehrsstraßen. Letztendlich entschied ich mich eine Route zu planen, die zwischen Žarnovica und Zvolen im Tal des Flusses Hron verläuft . Dabei musste ich zwei Schotterabschnitte in Kauf nehmen, um unzulässige Straßen zu vermeiden. Die erste Sektion verlief direkt am Ufer, und war stellenweise matschig und aufgeweicht, was das Befahren mit dem Rennrad entsprechend kompliziert machte. Eine noch größere Herausforderung wartete auf dem zweiten Abschnitt. Dieser parallel zur Schnellstraße R1 verlaufende und mehrere Kilometer lange Weg bestand aus sehr lose aufgeschüttetem, unkomprimiertem, und ziemlich grobem Schotter. Der Untergrund war so lose, dass die Räder in den Steinen einsanken. Das machte ein geradliniges Vorankommen im Grunde unmöglich, sodass ich zur permanenten zig-zag-artigen Suche einigermaßen befahrbaren Untergrundes gezwungen war. Nach großen Mühen war schließlich wieder Asphalt erreicht, und ich konnte mich weiter nach Zvolen vorarbeiten, wo ich mir eine Tankstelle zur Erfrischung und zum Auffüllen der Vorräte suchte. Im Anschluss stand Parcours 3 an, der rund um den erloschenen Vulkan Poľana angesiedelt war, und natürlich wieder mit reichlichen Höhenmetern aufwartete (71 Kilometer und 2160 Höhenmeter). Kaum erreichte ich den Start des Parcours, um mich daraufhin immer weiter von bebautem Gebiet zu entfernen, begann es um mich herum bedrohlich zu Donnern. Vom Gewitter blieb ich verschont, aber dafür fing es an zu regnen. Auf dem schmalen Sträßchen durch dichten Wald überkam mich ein gewisses Unbehagen. Würde sich das Wetter weiter verschlechtern? Wie werden die Abfahrten auf den mit Unrat übersäten und nassen Straßen? Und wie steht es um die Braunbären, Wölfe und Luchse, die in den hiesigen Wäldern beheimatet sind?
Die Sorgen waren letztlich unbegründet. Wildtierangriffe blieben aus, die Abfahrten waren mit gewisser Vorsicht machbar, und die Regenjacke konnte nach einer Weile auch weggepackt werden. Als ich den Anstieg zum dritten Kontrollpunkt, dem Horský hotel Zadná Poľana, erreichte brach bereits die Dämmerung an. Absolut beeindruckend waren in diesem Gebiet die Wälder mit ihrem unberührten urwaldartigen Charakter. Im verbleibenden Tageslicht erreichte ich den CP3, erhielt dort den dritten Stempel, und machte mich so schnell wie möglich bereit für die Abfahrt. Ich wollte, die Sichtverhältnisse nutzen, und die Tankstelle in Hriňová erreichen bevor sie schließt. Dies gelang mir auch.
Auf dem Weg zum CP3 umgeben von Gewitterwolken.
Mit ausreichend Nahrung und Flüssigkeit versorgt konnte ich die Fahrt zum Parcours 4 fortsetzen, dessen Beginn etwa 120 km entfernt lag. Doch die Müdigkeit schlug jetzt voll zu, und ich beging einen massiven Fehler. Anstatt mir eine vernünftige Schlafpause zu gönnen wurde es lediglich eine kurze Rast im Sitzen. Auf den nächsten 22 km hielt ich mehrmals an. Entweder versorgte ich meine schmerzenden Füße, oder legte mich für eine weitere Rast auf eine Bank. Mir war kalt und die mitgeführte wärmende Ausrüstung beschränkt. Dummerweise fuhr ich trotzdem weiter Richtung Telgárt, wo der 184 km lange Parcours 4 begann. Telgárt ist auf etwa 900 Metern über dem Meer gelegen, und die Temperatur sank bis auf 3°C herab. Obwohl mir die Augen zufielen war an ein Hinlegen zum Schlafen nicht mehr zu denken. Ich würde zu stark auskühlen. So quälte ich mich bis zu den ersten Sonnenstrahlen, doch auch diese brachten zunächst keine Besserung. Erst als ich in der Anfahrt zum Tatra-Gebirge ein Flachstück erreichte, taute ich auf. Die Müdigkeit hatte ich allmählich auch im Griff, doch schon bald sollte es wieder (gefühlt zu) heiß werden. Als die Straße auf Fahrtrichtung Nord drehte bekam ich einen imposanten Ausblick auf die Hohe Tatra mit ihren schneebedeckten Gipfeln. Schon bald würde ich mich dorthin begeben. Vor dem Anstieg zum Kontrollpunkt 4, Hotel Sliezsky Dom, lauerte mir Mateusz, ein weiterer Fotograf, auf. Den Anstieg meisterte ich gut, aber alles andere als leichtfüßig. Mein Vorsprung auf den nächsten Verfolger entwickelte sich im Verlauf des Rennens von 2 Minuten am CP1 zu 1 Stunde am CP2, und schließlich zu 5 Stunden am CP3. Anschließend reduzierte sich der Vorsprung um etwa 2 Stunden am CP4. Der beschriebene Schlafpausenfehler machte sich also leider deutlich bemerkbar. Ich erhielt am CP4 den vierten Stempel in die Brevetkarte, stürzte mich wieder in die Abfahrt, und versorgte mich an der nächstgelegenen Tankstelle. Bei der RTPL-Austragung 2023 war es mir also tatsächlich gelungen die vier Kontrollpunkte bei Tageslicht zu erreichen. Selbst die dazugehörigen Parcours-Sektionen befuhr ich nicht bei Dunkelheit. Das ist ein Novum, im Vergleich zu meinen beiden vorangegangenen Teilnahmen.
Anstieg zum CP4 – beeindruckende Kulisse.
Jetzt wurde das Wetter zunehmend durchwachsener, und so blieb es auch als ich polnisches Gebiet erreichte . Ständig kam die Regenjacke zum Einsatz, und musste alsbald wieder abgelegt werden, um einer Überhitzung an Anstiegen in brennender Sonne zu entgehen. Die Ein- und Durchfahrt durch das überlaufene Zakopane glich einem Schlag ins Gesicht, und zwar nicht aufgrund der diversen steilen zu überwindenden Rampen. Nach hunderten verkehrsarmen Kilometern seit dem Start wurde ich wieder mit übermäßig vielen KFZ und einer sehr verbreiteten, geradezu bescheuerten, Fahrweise der Fahrzeuglenker konfrontiert. Darauf hätte ich gerne verzichtet, aber hier führte leider noch der Parcours 4 entlang, der erst hinter Zakopane endete. Dort begann wieder ein selbstgeplanter free-routing Abschnitt, der mich für einige Kilometer zurück auf Slowakischen Boden führte. Die Anfahrt zur polnischen Grenze, und zum Beginn des letzten Parcours (Finish-Parcours) gestaltete sich einmal wieder mühsam. Steile Anstiege standen im Weg, und die Straßen waren nass, während gelegentlich der eine oder andere Tropfen von oben nachkam. Der letzte Parcours war aber nicht mehr weit, und als ich ihn erreichte verspürte ich Erleichterung. Natürlich war es noch immer regnerisch, nass, die Felgenbremse bedingt funktionstüchtig, und der Parcours in gewohnter Weise mit zahlreichen gemeinen, und übermäßig steilen Rampen versehen, aber das alles konnte mir nichts mehr anhaben. Ich arbeitete mich (Höhen-) Meter für (Höhen-) Meter durch den Parcours und erreichte den Schlussanstieg, der mich zurück zum Ausgangspunkt des RTPL No.5 führte, zum Berghotel PTTK Przysłop. Zum dritten Mal in Folge erreichte ich das Ziel als Erster. Ein riesiger Erfolg. Doch etwas war mir deutlich wichtiger, als der Sieg. Das erfolgreiche Absolvieren dieses schweren Rennens sehe ich als Bestätigung für die Art und Weise, wie ich mit einem herben Rückschlag, und einer steinigen Rehabilitation umging. Die Fähigkeit den Alltag bestreiten zu können war nur ein Teilziel, während die Wiedererlangung der einschränkungsfreien körperlichen Leistungsfähigkeit von Beginn an im Fokus stand. Die Unsicherheiten, die ich am RTPL-Start noch hatte, sind nun definitiv bereinigt.
Noch einmal „Licht an“ auf den letzten Kilometern vor dem Ziel.
Fazit:
Der Organisator des RTPL Paweł „Piko” Puławski hat erneut ein extrem anspruchsvolles Rennen zusammengestellt. Insbesondere auf den Parcours-Sektionen musste jeder einzelne der zahlreichen Höhenmeter hart erarbeitet werden, während die Abfahrten in der Regel keinerlei Möglichkeit zur Regeneration baten. In Kombination mit den gelegentlichen Gravel-Sektionen, und den nicht idealen Wetterbedingungen würde ich diese fünfte Austragung des RTPL als das schwierigste Bikepacking-Rennen bezeichnen, das ich bislang bestritten habe. Alle, die das Ziel erreichten, verdienen Anerkennung. Das gilt auch für diejenigen, die den Mut aufbrachten, sich an den Start zu stellen. Die Durchführung und Organisation, sowie die Kommunikation mit den Teilnehmern vor und nach dem Rennen sind absolut erstklassig. Piko und alle beteiligten freiwilligen Helfer leisten tolle Arbeit, und tragen maßgeblich zur überragenden Atmosphäre am Start, den CP’s, und im Ziel bei. Prädikat empfehlenswert.
Distanz: 1541 km
Höhenmeter: 22932 hm
Bewegungszeit: 2 Tage, 22 Stunden, 2 Minuten
Finish-Zeit (ohne Berücksichtigung einer etwaigen Zeitstrafe): 3 Tage, 5 Stunden, 33 Minuten
Fotos:
Adrian Crapciu
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und
Tadek Ciechanowski
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und
Małgorzata Michalik (BITE OF ME)
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und
Mateusz Birecki
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Text: Adam Bialek
Ihr seid so nett zu mir. O:)
Freut mich sehr!
Adam, das war ein Thriller und du hast alle sich dir in den Weg gestellten Hindernisse bravurös überwunden. Sich nach den unglücklichen Unfällen zurück in den Alltag zu kämpfen ist eine Leistung, wieder zurück in den Sportolymp zu strampeln ist absolut bewundernswert. Gerade in Anbetracht der Ausgangslage eine unglaubliche Leistung! Chapeau!
Lieber Adam
Du bist aus dem Holz geschnitzt, aus dem Sieger geschnitzt sind. Ich freue mich riesig mit dir, dass du das tiefe Tal mit Willen und Fleiß hinter dir gelassen hast. Du bist mehr als ein Sieger. Ein Freund und wertvoller Mensch
Arno