donnerstag, 19.8.
4.52 uhr. im dunklen taste ich mich mit max langsam vorwärts. heute möchte ich nach pilsen hin und zurück radeln – und diese unternehmung wird den ganzen tag in anspruch nehmen. kurz nach 6 uhr dämmert es, ich steigere mein tempo und gelange zügig nach roding.
der regen bei roding
während des fahrens grüble ich über meine situation. es ist nun mal, wie es ist – oder wie der monaco franze sagen würde: “immer des…
…mit der elli!”
um 8.15 uhr passiere ich ränkam und winke in gedanken julias eltern zu. in furth im wald mache ich eine erste rast und hole mir eine pizza-schnitte von herrn aldi. ein älterer mann sieht mich und mein rad und kommt auf mich zu. wo ich hin will, möchte er wissen. seine augen werden immer größer, als ich ihm von meinem vorhaben erzähle. er radle selbst auch ein wenig, fährt er fort und wünscht mir viel spaß auf meiner weiteren reise. jenseits der grenze sei die landschaft viel ursprünglicher und naturbelassener. er wird mit seiner aussage recht behalten…
grenzübergang bei furth im wald
langsam lichtet sich der wald und ich erreiche…
“by the rivers of…”
über domazlice und stankov gelange ich nach holysov. ab hier muß ich mich ein stück der b26 aussetzen. die bundesstraße nach pilsen und wieder heraus ist so unvermeidbar wie verheerend. zahllose lkws brausen um haaresbreite an mir vorbei und ich bin heilfroh, als ich in chotesov wieder den absprung schaffe. gegen mittag treffe ich in pilsen ein.
leider habe ich nicht viel zeit, um zu verweilen und so kümmere ich mich lieber um die dringend benötigte nahrungsaufnahme und flüssigkeitszufuhr. kurz darauf mache ich mich auch schon wieder auf den rückweg. unversehens gelange ich auf einen vierspurigen abschnitt der b26. da mir dieser autobahnähnliche teil dann doch etwas zu heikel ist, drehe ich um und umfahre ihn auf holprigen wiesenwegen. dennoch muß ich wenig später wieder am verkehrschaos der b26 teilnehmen, das mich bis chotesov nicht mehr loslässt. als ich mich dann endlich wieder auf verkehrsärmeren straßen bewege, beruhigt sich mein puls und ich kann ein wenig durchatmen. mehr und mehr entschwinde ich in ländliche gegenden, bis ich schließlich wieder mutterseelenallein unterwegs bin.
ich erinnere ich mich an einen gedanken, der mir bei meiner tour im letzten jahr kam und seitdem nicht an bedeutung verloren hat: “es ist balsam für die seele, in die völlige ruhe und abgeschiedenheit des langstreckenfahrens einzutauchen.”
nach 235 kilometern befinde ich mich schließlich wieder auf bayerischem boden.
grenzübergang bei schwarzach
natürlich wird die sache zunehmend anstrengender. ebenso ist es im ländlich geprägten teil tschechiens sowie im bayerischen wald schwer, adäquate verpflegungsmöglichkeiten aufzutreiben. ich muß bis neunburg vorm wald weiterstrampeln, um ziemlich ausgehungert und dehydriert an eine tankstelle zu kommen.
neunburg vorm wald
cola und schnitzelsemmel mobilisieren meine kräfte. einen letzten größeren anstieg gilt es zu bewältigen. dann rolle ich hinab nach bodenwöhr. bei bruck in der oberpfalz stoße ich auf etwas, das symbolhaft für meinen heutigen ausflug steht.
freilich ist der körper ausgezehrt und der geist müde. und dennoch genieße ich die letzten 20 kilometer, die mich nach und nach wieder in die nacht hineintragen…
326km. 3563hm.