9. Brevet-Saison – Karl hat Probleme einen Namen mit meinem Gesicht zu verbinden. Wenn das nächstes Jahr nicht funktioniert, soll ich ihm gegen das Schienbein treten. Danach noch ein Gutmannweizen aus der Flasche mit Thomas, Susanne und Gerd, dann nix wie heim, es sind ja noch knapp 2 Stunden bis nach Hause an den Küchentisch. Nebenan, ungewohnt wortkarg, frisch geduscht und Clausthaler trinkend der Jörg aus München.
Karl behauptet, dass die außergewöhnliche Routenführung hinter Sausthal ein „Komoot-Artefakt“ sei. Ich glaube es nicht so recht, drei Kilometer Matsch über Feld- und Waldwege. Am Einstiegspunkt eine Bruchbude mit einem mega-aggressiven Köter. Willkommen im Saustall.
Aus dem tiefen Tal hinaus treffen wir erneut auf Michael. Er hat seit letztem Jahr die junge Julia an seiner Seite. Eine von mehreren Frauen, die bei der Veranstaltung eine deutlich bessere Figur abgeben als mancher Rennmacho, der dann neben der Strecke neue Schläuche einzieht oder ohne Beleuchtung sich zeitlich verkalkuliert hat. Oder die beiden starken Frauen, die auf ihren männlichen Begleiter wegen verlorener Trinkflaschen (wer braucht denn sowas überhaupt?) bzw. platter Reifen warten müssen.
Der Velomobilfahrer steht an jeder Kontrolle mit nacktem Oberkörper entspannt rum, ich dampfe, fröstle in meinen dauernassen Funktionskasperlkostüm, Thomas hat als Garderobe eher was Frühlingshaftes gewählt, die Teflon-Membran fahrt er spazieren.
Der Auftaktbrevet ist wie immer eine Wundertüte. Passgenau in einem Kaltsektor eines Tiefdruckgebiets. Also Westwind galore, richtig trocken eher auch nicht.
Das Brevet steht im Zeichen des unerwarteten Tods von Claus Czycholl, der Nukleus der deutschen Brevetszene.
210 km // 2.100 hm // 8:30 h
text: hannes klessinger / fotos: thomas steffl