Vater.tag.wochenende

Es soll bekanntlich Väter geben, die an Christi Himmelfahrt besagten Vatertag als willkommenen Vorwand nutzen, um sich mal wieder so ordentlich … wie auch immer; wir dachten, wir können das auch – irgendwie anders zelebrieren. Und weil das lange Wochenende sich praktisch anbot, wurde kurzerhand eine kleine dreitägige Rundfahrt geplant. Also ab ins Salzburger Hinterland und unserem Startpunkt Grödig. Die Taschen sind mit dem nötigsten gepackt und an den Rädern verstaut.

Wir machen uns zügig auf den Weg und wärmen kurz darauf mit einer ersten 21 Prozent Rampe unsere Beine für das heute anstehende „hügelige“ Terrain auf. Die Rampe soll nicht die letzte ihrer Art für heute bleiben. Immer wieder hoch und runter geht es über Hinterreit, Großgmain und Loipl durch das Berchtesgadener Land Richtung Klausbachtal zum Hirschbichl. Es ranken sich schon so manche Schauermärchen von diesem Anstieg und seinen nicht enden wollenden und bis 30 Prozent steilen Passagen. Aber wir kommen ja von der Nordseite, da soll es nicht ganz so wild sein. Ist es doch – einzig Hannes bewältigt den Anstieg (an)getrieben von einer Radreisenden und einer eben diesem Anstieg zu verdankenden und tief sitzenden Erinnerung. Wir Normalsterblichen verlieren einer nach dem Anderen bei Umfallgeschwindigkeit schlussendlich den Kampf gegen die Schwerkraft.

An der Reiteralm wieder vereint, machen wir uns an die rasante Abfahrt. Und in Weißbach unten angekommen, sind wir doch alle froh den Pass von Norden genommen zu haben. Von hier aus geht es eigentlich nur noch 50km immer leicht bergauf vorbei an Zell am See zu unserer ersten Unterkunft in Fusch – am Fuss zum morgigen Kletterfest.

Tag N°2

Vier Radreisende plündern im Morgengrauen leicht verlegen ein Frühstücksbuffet. Schnell ist das Minimalgepäck wieder verstaut und wir rauschen bei strahlendem Sonnenschein dem „Großglockner“ entgegen. Hier herrscht bereits reger Betrieb. Von Einheimischen, die ihre morgendliche Hausrunde drehen, über sportlich ambitionierte KOM-Jäger, bis hin zu vollbepackten Tourenfahrer:innen ist hier alles unterwegs. Aber bitte liebe Radfahrende: nicht nebeneinander fahren. Ausdrücklich verboten – der motorisierte Verkehr darf in keiner Weise behindert werden. Und so wird es neben der eigentlichen Herausforderung, diesen fast 1.700hm Anstieg zu bewältigen, eher zu einer die innere Ruhe zu bewahren. Bei so einem Anstieg hat man ja viel Zeit nachzudenken und zu rechnen. Und wenn man dann auf ca. 70.000 Euro/Tag Mautgebühr kommt, wird einem irgendwie klar, warum die PS-Boliden und Motorrad-Gruppen hier herzlich willkommen sind, um mit Genuss ihre Maschinen über die Alpenstraße zu jagen. Ab 2.000m ü. NN wird die Luft dann dünner und man schaltet endlich ab.

Am Fuschertörl kommen wir alle wieder zusammen und nehmen nach einer kurzen Abfahrt den letzten Anstieg zum höchsten Punkt unserer Reise zum Hochtor gemeinsam in Angriff. Die lange Abfahrt macht die Anstrengung der letzten 1 1/2 Stunden schnell wieder vergessen und wir kehren für eine kleine Stärkung kurz in Heiligenblut ein. Von hier geht es eigentlich nur noch leicht bergab, was zu (sinnlos.unvernünftig)freudigen Sprint-Attacken und Motor-Pacing Aktionen führt. Bis plötzlich ein technischer Defekt unsere wilde Fahrt unterbricht. Notdürftig wird das Schaltproblem am Strassenrand behoben und die kurze Auszeit ruft uns allen ins Gedächtnis, dass ja noch ein 600hm Anstieg für den heutigen Tag auf uns wartet. Also Tempo raus und rasch noch an der nächsten Tanke gestärkt, klettern wir den kleinen Hügel hoch nach Mallnitz, wo wir in den Zug steigen, und durch den Tauerntunnel ins Nachbartal nach Böckstein fahren. Im Zug wird schnell eine Unterkunft in Bad Hofgastein organisiert und wir rauschen im Regen die 15km dorthin hinunter. Unseren übermäßigen Hunger nach jeglicher Art von Kohlenhydraten und Proteinen scheint man uns anzusehen, was die Suche nach einem freien Tisch bzw. Lokalität aus irgendeinem Grund erschwert. Am Ende läßt sich ein Grieche erweichen und gewährt uns Zutritt.

Tag N°3

Die Wetterprognose war schon im Vorfeld regnerisch. Wir hofften verschont zu bleiben und beschlossen am Morgen zu entscheiden welche Route uns zu unserem Startpunkt führen sollte. Der Wetterbericht sollte recht behalten und leichter Nieselregen bedeckte den Himmel. Dennoch frohen Mutes machten wir uns auf den Weg aus dem Tal hinaus. Nach 30km setzte der Starkregen ein, und weil das allein dem Wettergott nicht auszureichen schien uns zu bestrafen (wir hatten doch wirklich alle Teller leer gegessen!), schickte er noch Wind. Sicher auf schmalen Reifen im Regen abzufahren ist schon eine Kunst, mit Windböen ein arythmischer Tango mit betrunkener Tanzpartner:in. Wir nehmen den kürzesten Weg Richtung Grödig und als 15km vor dem Ziel der Regen endlich aufhört wird vor Freude über die schöne kleine 3-Tagesrunde nochmal ordentlich draufgehalten und wir sind im Nu zurück am Auto. Fortsetzung folgt…

318km, 5.200hm

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