samstag, 10.30 uhr. treffpunkt bei mir. wir verstauen die räder und alles. michi und hannes machen sich kurz miteinander vertraut. dann geht es los. im schweizer tourbus herrscht jugendliche ausgelassenheit. rege gespräche, nicht nur über die rennradwelt, suchen sich in michis auto ihren raum. nebenbei kommen wir ganz gut voran. kurz vor der schweizer grenze fällt mir auf, daß ich meine trinkflaschen zuhause stehen gelassen habe. das mitführen solcher utensilien bei radsportlichen ausfahrten ist ohnehin überbewertet. gegen 15 uhr erreichen wir die biathlon arena in lenzerheide/schweiz. ein herrlicher sommertag in den alpen.
wir holen unsere startunterlagen. unser platz befindet sich im letzten startsegment. rollen wir das geschehen eben von hinten auf. ich kaufe mir zwei trinkflaschen. für die schweiz sehr human. 5€ je flasche. merci.
wir trinken noch ein bier, genießen die sonne und machen uns dann auf den weg nach tamins, wo sich unsere unterkunft befindet. marianne, unsere legere gastgeberin, macht uns die tür auf und geleitet die rennradbagage ins quartier. alles einfach und easy. voll ok. zum abendessen gibt es natürlich pasta. hannes stellt sein selbstgemachtes pesto genovese auf den tisch und wir lassen es uns mit einer flasche rotwein schmecken. danach noch ein wenig die beine im ort vertreten. recht beschaulich ist es hier.
wir finden eine gemütliche holzbank, auf der wir recht lange verweilen und den nächtlichen himmel mit meteorologischen augen betrachten. alles ruhig, bis…na ja, ein paar blitze hie und da. mein optimismus hingegen ist ungebrochen. it`s gonna be a sunny day tomorrow, schwirrt es kontinuierlich durch meinen kopf. eine nette dorfbewohnerin taucht auf. erst verstehe ich sie nicht. oder will sie nicht verstehen. ihre worte lauten: das ist heute “der letzte schöne tag”. nein, ma chère, du mußt dich irren, denke ich mir. die anderen zwei sind nicht überzeugt. egal.
wir gehen um elf zu bett. es wird eine ruhelose durchwachte nacht. wie meist vor großen, herausfordernden ausfahrten. keine sechs stunden später stellt michi die kaffeekanne auf den herd. eifrige betriebsamkeit bricht aus. was ziehe ich heute bei den unkalkulierbaren wetterbedingungen nur an?
um 5.30 uhr sitzen wir im auto und fahren die 30 min. zum startort in lenzerheide. für eine alpen challenge eine recht überschaubare teilnehmerzahl. um die 1000 fahrer scharren mit den hufen. ab 7 uhr werden sie im abstand von 2 min. aus der arena entlassen. noch ist alles trocken. es geht zuerst nur runter nach alvaneu. ab hier knapp 1400hm anstieg auf den albulapass, einem der schönsten in den alpen. doch wir sehen…nichts. alles dunkel, grau und kalt. es regnet konstant dahin. wir versuchen es gelassen hinzunehmen und finden unser tempo. steigungen nicht dramatisch, obwohl beharrlich zwischen 8 und 10% pendelnd. irgendwann taucht die passhöhe auf 2315m ü.d.m. im nebel vor uns auf.
nicht lange aufhalten. es ist zu kalt (8 grad). es geht wieder hinab. eine abfahrt, die nichts für schwache nerven ist. regennaß, steil, stark eingeschränkte sicht durch nebel und immer stärker werdenden regen. an st. moritz vorbei geht es zur nächsten station nach silvaplana, wo sich kurze und lange strecke gabeln. zeitlimit hier 10.30 uhr. äußerst stramm. wir sind um 7.15 uhr erst gestartet. bei der verpflegungsstelle in silvaplana diskutieren wir, während sich hinter unserem rücken ein immer größer werdendes gewitter gehör verschafft. lang oder kurz? michi: kurz. hannes: unentschieden. ich: lang. wir beschließen, bei der abzweigung eine entscheidung zu fällen. um uns herum scheint die welt unterzugehen. es kracht und donnert und blitzt. die entscheidung wird uns abgenommen. obwohl wir ein paar minuten nach halb elf an der gabelung eintreffen, werden wir umgehend zur kurzen strecke umgeleitet. zu groß mittlerweile die gefahr des mächtigen alpengewitters über dem splügen. es scheint vernünftig zu sein. also geht es rauf auf den julierpass. alles schön und leicht anstrengend zu fahren. passhöhe hier 2284m ü.d.m.
die abfahrt hier hingegen wird die hölle. starker regen, sichtweite unter 100m, komplett durchnäßt. die kälte kriecht in alle knochen. und: es ist sehr gefährlich. zahlreiche stürze pflastern den weg. kaputtes material allerorten. ein schaltauge fliegt uns um die ohren. zahnkränze am straßenrand. eine schlacht, die wir seit langem nicht mehr geschlagen haben. wir zittern uns eine gefühlte ewigkeit im nichts hinunter und beten, daß allen nichts passiert. es gelingt. wären wir weitergefahren, die gewittermacht am splügen hätte uns vernichtet…
episch, was die naturgewalt unseren augen bietet. auch wenn, oder gerade weil wir überhaupt nichts sehen.
von salouf ein vorletzter anstieg. hier erwischt es michi. krämpfe plagen ihn. wir warten lange auf ihn an der letzten verpflegungsstelle. endlich kämpft er sich hoch und versucht uns seine missliche körperliche lage zu erklären.
während michi sich noch ein wenig erholt, holen hannes und ich unsere für den splügen aufgesparten kräfte hervor. es geht zügig den fordernden schlußanstieg nach lenzerheide hoch. noch einmal setzt ordentlicher regen ein. der finale abgesang einer mächtigen oper der natur. zieleinlauf in der arena. der körper ein schwamm.
die warme dusche später ist eine wohltat. nochmal pasta und wenig später sind wir auf dem rückweg ins sonnenverwöhnte regensburg. die alpen challenge 2017 – ein erlebnis der besonderen art.
116km. 2838hm. durchschnittliche steigung: 7%.
st(ch)ramm! 🙂 ganz so heftig wird es kommende woche nicht, wettertechnisch hoffe ich 😉